(Un)erwarteter Besuch
Camperfrau:
«Hast du gesehen, woher der jetzt gekommen ist?» flüstere ich Campermann erschrocken zu.
Vor uns steht ein italienischer Polizist, welcher gerade aus seinem alten Cinquecento ausgestiegen ist. Wir stehen seit wenigen Stunden auf einer grossen Wiese etwas abseits eines kleinen italienischen Dorfes und wollen hier eine Nacht auf unserer Durchreise Richtung Süden Italiens mit unserem Wohnwagen stehen. Nach genauer Recherche auf Campercontact.com haben wir diesen Platz gefunden. Ein gutes Angebot, mit Strom, Wasser und Entsorgung umsonst. Es stand zwar geschrieben, dass der Platz nur für Reisemobile (Wohnmobile) vorgesehen ist – wir dachten jedoch, dass dies in der Nebensaison wahrscheinlich niemanden mehr interessieren würde. Naja, Campermann dachte das zumindest.
Ich sehe das etwas anders und mache mir jedes Mal grosse Sorgen, dass uns ein netter, aber sicherlich verärgerter Polizist aus dem Schlaf reist und wir kurzerhand mit 4 Kindern, mitten in der Nacht, den Platz verlassen müssen.
«Ach wo!», meint Campermann jeweils, wenn ich meine Bedenken kundtue. «Du musst nicht immer mit dem Schlimmsten rechnen!»
Die Schranke steht offen und nirgends ist gekennzeichnet, dass Wohnwagen keinen Zutritt haben. Ich verdränge meine Bedenken, studiere noch kurz die Tafel bei der Einfahrt (kann jedoch mit der Information, die angegebene Telefonnummer zu wählen, falls eine Übernachtung vor Ort gewünscht sei, nicht viel anfangen) und marschiere wieder Richtung Wohnwagen.
Und nun steht er da! Unser Esstisch vor dem Wohnwagen sieht nach dem eben gegessenen «Spaghettiznacht» aus, wie wenn eine Horde Tiere darauf gewütet hätte.
Er schüttelt energisch den Kopf und meinte: «No!!» und zeigt auf unseren Wohnwagen. «Il posto è solo per camper! (Der Platz ist nur für Wohnmobile, nicht für Wohnwagen)»
Ich versuche mir meine Unruhe nicht anmerken zu lassen und krame mein weniges Italienisch zusammen. Gleichzeitig setze ich meinen mütterlichen und hilflosesten Blick auf und erwidere: «Solo una notte! Per favore! Abbiamo 4 bambini.» Campermann versucht noch herauszufinden, wieso hier keine Wohnwagen stehen dürfen, da rennt auch schon unser jüngster Blondschopf am Polizisten vorbei und schnattert auf Schweizerdeutsch auf uns ein. Dieser kann sich nun ein Schmunzeln nicht mehr verkneifen.
«Va bene, una notte!» meint er grosszügig und grosse Erleichterung macht sich in mir breit.
Ich flüstere Campermann zu: «Siehst du! Genau das habe ich gemeint! Stell dir mal vor, wir hätten jetzt noch wegfahren müssen! Mamma Mia!!»Weiterlesen
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